Hartenfels '84 düpiert die besten Kegler der Welt bei Hürther Gastspiel
Hürth - Europas Kegeln ist wieder um eine handfeste
Überraschung reicher. Mit einer handverlesenen, ausschließlich aus
Halbprofis bestehenden Top-Mannschaft brachte der KC Hartenfels '84 aus
Torgau a.d.Elbe den seit einem knappen Vierteljahrhundert zu Hause ungeschlagenen
"Jung Spunte" eine empfindliche Heimniederlage bei.
Die unter dem Motto "Blootwoosch, Kölsch und e lecker Mädche"
am Freitag, den 12.Februar angereisten Sachsen hatten sich für
dieses Vorhaben jedoch einen Termin gewählt, der als "Achillesferse"
des rheinischen Kegelsports gilt - den Karneval. "Das war schon
im Vorfeld ein Riesenschock für uns", meinte Reiner "Star"
D. bei einer Stellungnahme im Vorfeld der Ereignisse. "Eine schier
unlösbare Aufgabe", so D., der als Organisator der anschließenden
Feierlichkeiten selbst nicht antreten konnte. Auch Hermann "dä
Fuss" G., beim Torgauer Gastspiel der Spunte im vergangenen Jahr
noch einer der Leistungsträger, zeigte sich entsetzt über
den geschickt ausgewählten Spieltermin der Elbstädter, da
er sich an diesem Tag in seinem österreichischen Winterdomizil
aufhielt.
Doch trotz der erheblichen, körperlichen Defizite, resultierend
aus der bereits angelaufenen Karnevalssession, stellten sich die Hürther
wie gewohnt auch dieser Herausforderung und versuchten die Gäste
mit neuen Gesichtern zu überraschen. Die den vier Sachsen noch
unbekannten Gerd "die Plaat" v. H., Alex "dä Lang"
G., sowie Willi "die Naas" B.gehörten ebenso
zum Hürther Aufgebot wie die bereits gefürchteten Arno "Sascha"
J. und H.J."et Knee" S.
Jetzt zeigten sich die Asphaltbahnkegler aus Torgau von ihrer professionellen
Seite: H.D. "Daggel" S., bis 1998 noch selbst aktiver Spunt,
wurde dem eigenen 4-Mann Team einverleibt. "Daggels Vertrag bei
den "Jung Spunte" war zum Ende der Saison '98 ausgelaufen.
Er konnte deshalb völlig legal für diesen Wettkampf zu uns
wechseln, und das ablösefrei", versuchte Steffen Lange,
der technische Leiter des Torgauer Teams, diesen wohl einmaligen Schachzug
in der Kegelgeschichte zu rechtfertigen.
Bereits in der Einführrunde mußten die sonst auf allerhöchstem
Niveau spielenden Gastgeber den karnevalistischen Exzessen des Vortages
(Weiberfastnacht !) Tribut zollen. Das scheinbar unverlierbare "301"
ging zur Überraschung der zahlreich erschienen Journalisten an
die konzentriert auftretenden Hartenfelser, nicht zuletzt durch den
geschickt eingesetzten H.D.S. Diesem Auftakterfolg folgte ein hartumkämpftes,
für die Gäste glückliches Unentschieden beim populären
"Einsacken", einem Spiel, das vollste, geistige Konzentration
der Spieler fordert. Zurück auf den Boden der Tatsachen geholt,
mußte sich Torgau im anschließenden, zweimaligen "Abräumen"
den besten Keglern der Welt aus Hürth eindeutig geschlagen geben.
Ein Entscheidungsdurchgang war unvermeidbar. Und wieder mußten auch
die neutralen Beobachter aus dem benachbarten Niedersachsen die gute Vorbereitung
der Torgauer loben: "Fünfer-Putzen" wurde von den Sachsen
als "Final Game" aufgrund ihres Gastrechtes bestimmt - eine
Entscheidung, die bei den Gastgebern blankes Entsetzen hervorrief - hatte
man diese Variante des Mannschaftsspiels doch zum letzten Mal in den frühen
Achtzigern ausgetragen.
So kam es wie es kommen mußte. Trotz beispielhaften Einsatzes der
"Jung Spunte", die bereits während der vorangegangen Durchgängen
von den Elbstädtern durch geschickt plazierte Schapsrunden geschwächt
worden waren, steckten die "Besten Kegler der Welt" ihre erste
Heimniederlage gegen Asphaltkegler ein.
"Visage Blamage" schrieb der Kölner Express dazu in einer
Extrausgabe noch am selben Abend. Auch Scherenbahnlegende Franz
Funz meldete sich erneut zu Wort. "Eine Katastrophe für den
rheinischen Kegelsport", meinte er auf der abschließenden Pressekonferenz.
"Die Spunte haben dem Scherenbahnsport auf Stunden hinaus schweren
Schaden zugefügt", so Funz, der sich im Anschluß an diese
mißglückte Vorstellung der Landkölner auf seiner privaten
Kegelbahn in den Seilen des Stellautomaten erhängt haben soll.
So blieb den "Jung Spunte" nichts weiter übrig
als die folgenden Feierlichkeiten in einem Meer von Kölsch zu
ertränken und behielten wenigstens hier konditionell die Oberhand.
"Kölsch ist eben kein 'Bier-Surrogat-Extrakt', so wie Torgisch
Helles", verrieten Willi B. und Arno J. und der zu den 4-tägigen
Trauerfeierlichkeiten zurückgekehrte Hermann G. auch noch in
der Nacht zum 17. Februar(!), als die Kegler aus Torgau längst
wieder zur heimischen Normalität zuruckgefunden hatten. (aj)